Schwanger und chronisch krank: Zwei Ärztinnen füllen eine Lücke
Lisa Hütter und Carmen Zwick betreuen in ihrer Spezialambulanz Frauen mit chronisch-rheumatischen Erkrankungen rund um Schwangerschaft und Kinderwunsch. Damit füllen sie eine große Lücke: Denn für Schwangere mit chronischen Erkrankungen gibt es oft wenig Sicherheit in der medizinischen Versorgung.
„Frauengesundheit wird als Randthema behandelt, aber das ist es nicht: Es betrifft die Hälfte der Bevölkerung“, so Lisa Hütter. Als die Internistin und angehende Rheumatologin und die Gynäkologin Carmen Zwick die interdisziplinäre Spezialambulanz ins Leben rufen, geht es Ihnen vor allem darum:
Sicherheit für Patientinnen und eine Ergänzung für deren betreuende Ärzt*innen schaffen.
„Es ist leider so, dass die medizinische Forschung Frauen-Themen lange vernachlässigt hat. Deswegen sind auch viele Ärzt*innen verunsichert“, erklärt Hütter die Situation.
Denn die Fragestellungen, mit denen sich Betroffene an sie wenden, sind komplex. Rheumatische Erkrankungen verlaufen sehr unterschiedlich. Viele von ihnen können sich jedoch in der Schwangerschaft verschlechtern. Zudem können sie auch die Schwangerschaft selbst stark beeinflussen, wie Gynäkologin Zwick weiß:
„Sämtliche Schwangerschaftskomplikationen treten bei Rheuma-Patientinnen mit größerer Wahrscheinlichkeit auf. Das ist stark davon abhängig, unter welchen Voraussetzungen die Schwangerschaft begonnen hat.“
Dass Schwangerschaften möglichst natürlich, ohne Außeneinwirkungen, wie etwa Medikamente, verlaufen sollen, ist eine weit verbreitete Ansicht. Diese wirkt bis in die medizinische Versorgung hinein. Für Rheuma-Patientinnen stimmt dies nicht, ja ist sogar gefährlich:
„Schwangerschaftskomplikationen treten bei Rheuma-Patientinnen dann häufiger auf, wenn die chronisch-entzündliche Erkrankung nicht gut kontrolliert ist. Es gibt aber Medikamente, die für Frauen und Babys sicher sind. Diese sollte man in der Schwangerschaft unbedingt weiter einnehmen“, erklärt Hütter.
Eine wichtige Botschaft – nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für all jene, die im Laufe der Schwangerschaft mit ihnen zu tun haben.
„Hier haben weibliche Forscherinnen in Europa und den USA großartige Pionierarbeit geleistet“, berichtet Hütter. „Sie haben sich mit diesem Thema, das jahrzehntelang an den Rand gedrängt wurde, befasst. Ihre Untersuchungen haben gezeigt: Wenn Frauen medikamentös gut eingestellt sind, dann führt das zu deutlich besseren Schwangerschaftsverläufen.“
Rund 4 Termine nimmt eine Frau im Schnitt in der Spezialambulanz wahr. Von der Verhütung, über den Kinderwunsch, bis zur Schwangerschaft und in die Stillzeit hinein werden sie von den beiden Ärztinnen betreut. Zusätzlich zu ihren sonstigen Gynäkolog*innen und Rheumatolog*innen im niedergelassenen Bereich.
„Hier haben wir eine Idealsituation: 2 Ansprechpartnerinnen in einem Raum, die alle Fragen rund ums Thema beantworten können“, so Zwick.
Von der gebündelten Expertise der Ärzt*innen profitieren nicht nur die Patientinnen, sondern auch die Kolleg*innen, weiß Hütter: „Wir merken, dass unsere Arbeit abfärbt.“ Doch bis die Wissenslücken geschlossen sind, ist noch ein gutes Stück Weg zu gehen: „Wir brauchen einen Culture Change“, bekräftigt sie. „Langfristig muss das Thema nicht in eine Spezialambulanz, sondern in die Mitte von Fortbildungen und in die Mitte der medizinischen Forschung.“
Infokasten:
Spezialambulanz für Patientinnen mit chronisch-rheumatischen Erkrankungen und Schwangerschaft
Für wen? Alle Patientinnen mit chronisch-rheumatischen Erkrankungen, die Fragen rund um das Thema Verhütung, Schwangerschaft und Stillzeit haben
Wo? Rheumatologische Ambulanz der 2. Medizinischen Abteilung der Klinik Hietzing
Terminvereinbarung unter: +43 1 80110 3596